Horgel's heiterer Hilferuf

Freitag, Juli 21, 2006

"Die Uni-Klinik" oder "Der Frankenberger Patient" Teil 1

"das macht dann 11 euro."

da ist der taxifahrer aber genau 50 gefahren wo 70 erlaubt waren, nur damit er auf den betrag kommt, den er vorher am telefon vorausgesagt hat.

ich packe die tasche vom rücksitz, ziehe noch zwei drei mal an meiner zigarette, inhaliere tief, schnippse sie in die botanik und marschiere mit mulmigem gefühl in die klinik. mulmig deshalb, weil ein teil der tageslosung von diesem tag lautet

"Sieh an meinen Jammer und mein Elend
und vergib mir alle meine Sünden!"
Psalm 25,18

dieser aufschrei klingt an diesem tag für mich wie die bitte eines todgeweihten, der dem ende entgegen sieht. *seufz*

nach ein paar formalitäten komme ich in der aufnahme für gefässchirurgie an. nach einer dreiviertel stunde wartens (ich hätte es auch noch länger ausgehalten, wenn ich bloß nicht diese kontrastmittel-untersuchung über mich ergehen lassen müsste!) kommt ein betont freundlicher pfleger, der mich in einen untersuchungsraum führt.

er lächelt professionell freundlich. "ich nehme ihnen dann mal blut ab und danach rasiere ich sie."

meine augen weiten sich. "rasieren?" *schluck*. "aber ich bin hier zur kontrastmittel...."

"ich muss sie im schambereich und in der leistengegend rasieren. dort wird der eingriff vorgenommen ..."

da fällt mir meine eigene tätigkeit als zivi ein. wie oft habe ich männer für leistenbrüche rasiert und habe sie bewusst hart angefasst, damit sich bei denen da unten nur nix tut, was ihnen peinlich sein könnte. irgendwie hab ich es damals geahnt, dass das alles auf mich zurückfällt ...

es ist aber gar nicht so schlimm. er rasiert nur die leisten und den rest meines pelzes lässt er stehen.

ich schlage vor, er könne mir ja ein muster reinrasieren -
und muss unwillkürlich an zich threads bei jesus.de denken ("was haltet ihr von intimrasur?" etc. nun, eine antwort darauf kenne ich spätestens seit heute: "es ist nützlich, wenn man dort einen medizinischen eingriff erwartet"

der pfleger schiebt mich, nachdem ich eins von diesen lustigen grünen op-mützchen aufbekommen habe, in richtung röntgenologischen operationssaal (ich nenn das jetzt mal so). hier wird einem ein röhrchen in die arterie der leiste geschoben, durch dieses röhrchen eine sonde und diese bis zur aorta, der hauptschlagader des körpers. und dann das kontrastmittel rinn! (liebe experten, ich schreib das jetzt mal so wie ich das erinnere ...

auf dem weg dorthin bemüht er sich, mich zu beruhigen. "das team dort besteht aus einem oberarzt und zwei assistenzärzten. die machen das seit 20 jahren mindestens 5 mal am tach, machen sie sich keine sorgen." ich versichere ihm, dass ich zwar vertrauen, aber dennoch ein mulmiges gefühl habe. hab mal gehört, dass mancher von dem kontrastmittel einen lebensgefährlichen schock bekommen hat.

er lacht. "ach du liebe zeit! wir haben doch in jedem op einen defibrillator!"
(ihr kennt das aus den ärzteserien: "alle weg vom tisch" POOOWWWW!!!! der körper des panzienten biegt sich nach oben, der ton des ekgs bleibt .... *piiiiiiiiiiiiiiep* ... usw.) *seufz*

nachdem ich dort also auch nochmal aufgeklärt und vorbereitet werde, schiebt man mich ins allerheiligste. ich muss aufs klo. ich hab hunger. könnte ich bitte vorher noch eine rauchen? ich will nach hause.

es geht los.

"herr, du weißt, ich hab gesündigt. bitte vergib mir im angesicht meiner feinde und nimm mich auf in dein ..."

*pieks*

ihr glaubt gar nicht, wie geil das ist!

das kontrastmittel läuft durch den ganzen körper, überall, wo es hinkommt, wird es heiß und du spürst buchstäblich jedes äderchen im körper, das blut transportiert. ich betone: jedes !

dann wird geröntgt. der apparat wird über meinen körper geschoben. ich höre den oberarzt, der aber eigentlich facharzt und im übrigen alleine ist, wie er nach der schwester ruft:

"irene, wie stell ich denn das hier mit den aufnahmen für die beine ein?"


aha.

ich verstehe.

5 mal am tach

alles klar.


und mal ganz ehrlich: wenn der das seit 20 jahren macht, müsste er - mal rein äußerlich gesehen - seine erste aufnahme im zarten alter von 12 gemacht haben. erstaunlich.

"du musst den knopf mit der drei drücken und dabei die fußleiste niedergedrückt halten!" das ist irene. irene ist im nebenraum, keine ahnung was da los ist.

der arzt bleibt ruhig: "irene, mach dich bitte steril und komm mal her!"

irene: "bin gleich da, ich schreib nur grad den einkaufszettel für margit - wolltest du auch was vom bäcker?"

horgel denkt: "irene, jetzt beweg endlich deinen hübschen a... hierher und helf dem doc!"

irene trabt an, richtet sich noch das grüne häubchen - ich finde, es macht sich gut zu ihrer roten bleischürze und ihre grünen augen korrespondieren fantastisch damit ...
ich hätte es ihr gerne gesagt, aber da war sie schon wieder weg (ich nehme an, nägel lackieren?)

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bitte lesen sie weiter im "spannenden" ;-) zweiten teil, wenn es heißt:

horgel auf station!